Mit seinen leuchtend goldgelben Blüten gehört das Johanniskraut zu den schönsten Heilpflanzen unserer Flora. Seinen Namen hat es von seiner Blütezeit bekommen. Zu „Johanni“, drei Tage nach der Sommersonnenwende, erstrahlt es in vollem Glanz. Gesammelt sollte es zwischen Sonnwend und Johanni, also zwischen dem 21. und 24. Juni, werden, genau dann, wenn es in seiner vollen Blüte steht.
Sein Hauptwirkstoff, das Hypericin, ist nämlich nur in den Blüten enthalten. Beim genauen Betrachten der Pflanze sieht man zahlreiche schwarze Punkte, die beim Zerreiben einen roten Farbstoff freisetzen. Dieser Farbstoff enthält Hypericin, eine photosensibilisierende – also lichtempfindlich machende – Substanz, die eine antidepressive Wirkung besitzt und den Zellstoffwechsel anregt.
Und damit sind wir auch schon beim Haupteinsatzbereich von Johanniskraut: Depressionen, nervöse Erschöpfungszustände, Wechseljahrbeschwerden, Melancholie, Schlaflosigkeit, Überarbeitung und Neuralgien aller Art. Johanniskraut hilft, das innere Gleichgewicht wieder zu finden. Es hilft, psychovegetative Störungen ohne organische Ursachen und nervöse Unruhe zu überwinden. Wer kann und will in unserer heutigen schnelllebigen Zeit, wo Stress und Überlastung fast zum täglichen Alltag dazugehören, auf ein solches Heilmittel verzichten, vor allem, wenn es völlig ohne Nebenwirkungen – im Vergleich zu klassischen Antidepressiva – seine Heilkraft entfaltet?
Johanniskraut gilt mittlerweile zu den bestuntersuchten Phytopharmaka. In der Therapie von leichten bis mittelschwerden Depressionen haben sich Johanniskraut-Präparate in den letzten zehn Jahren einen wissenschaftlich anerkannten Platz erobert. Das Wissen unserer Vorfahren, die Erkenntnis, dass Johanniskraut unserem Körper und unserer Seele Lebens- und Sonnenkräfte geben kann, die es in seinen Blättern und Blüten gespeichert hat, wird heute – Jahrhunderte später – wissenschaftlich bestätigt.
In der Homöopathie wird das Johanniskraut als „Arnika der Nerven“ bezeichnet, denn es ist ein ausgezeichnetes Nervenheilmittel. Es wirkt gemütsaufhellend, nervenberuhigend, nervenstärkend und ausgleichend. Johanniskraut wirkt über die Seele und greift heilend in ihr gestörtes Gleichgewicht ein.
Einen ebenso guten Ruf wie als Nervenheilmittel hat Johanniskraut aber auch als Wundheilmittel. Johanniskrautöl, das äußerlich angewendet wird, sollte in keiner Hausapotheke fehlen, denn es ist ein ausgezeichnetes Wund- und Brandöl. Es hilft bei ziehenden und reißenden Schmerzen, heilt Wunden aller Art, beruhigt Narbenschmerzen, Neuraligen, Leibschmerzen bei Babys und Kindern, Hexenschuss und Muskelzerrungen. Man sieht, von Groß bis Klein, keiner sollte auf die beruhigende Wirkung dieser schönsten aller Heilpflanzen verzichten.
Ein weiterer wichtiger Anwendungsbereich ist die Kosmetik. Als mildes Hautpflegemittel heilt es entzündete, trockene und rissige Haut. Es aktiviert den Hautstoffwechsel und belebt besonders fettige, unreine Haut. Johanniskrautöl kann wegen seiner lichtempfindlichen Eigenschaft Sonnenbrand verursachen, wenn man es vor dem Sonnenbad verwendet, doch ebenso heilt es auf wunderbare Weise sonnenverbrannte Haut.
Um das Johanniskraut ranken sich viele Geschichten, Rituale und magische Verwendungsweisen, doch bezieht sich dabei alles auf die ihm innewohnenden Sonnenkräfte. Nützen wir dies und erfreuen uns ihrer Wirksamkeit, auch wenn sie manchmal nicht mit rationalem Denken durchschaut werden können!